Itchy Tourblog #1
Als wir das letzte Mal in Luxemburg waren, endete der Abend damit, dass Max in einer abgehalterten Kneipe unter schallendem Applaus dutzende ausgelaufene Schnäpsse von einem total versifften Tablett soff. Unsere Erinnerung könnten also gar nicht besser sein. Schön, endlich wieder zurückzukehren.
Das Thermometer zeigt heute den ganzen Tag Temperaturen zwischen 35°C und 40°C an. Perfekte Bedingungen um stundenlang, zusammengepfercht in einem stickigen Kleinbus durch die Republik zu fahren. Wir haben den weltbesten Job von der ganzen Welt und das sogar weltweit. Global gesehen jedenfalls.
Während der Fahrt schlafe ich kurz, aber dafür tief. Der Bus fährt lange, aber dafür schnell und die Zeit vergeht langsam aber dafür regelmäßig. Busfahren ist halt leider nicht sehr aufregend. Das kann man drehen und wenden wie man will. Richtig spannend wird’s eigentlich immer nur dann, wenn wir kurz anhalten um über die Verkehrsplanke zu pinkeln oder an einem Rasthof stoppen, um uns ein BumBum-Eis zu kaufen.
Angekommen im luxemburgischen Echternach wird es dann aber schlagartig besser. Das e-Lake Festival liegt, wie der Name niemals hätte annehmen lassen, direkt an einem See und besticht auch sonst durch überaus sympathisches Flair. Die Veranstalter und Mitarbeiter sind zeitgleich alle auch noch so freundlich und nett, dass wir uns eigentlich sofort Eigentumswohnungen direkt neben das Gelände bauen wollen. Leider sind wir dafür zu arm.
Nachdem uns ausnahmslos alle Festivalangestellten davon abraten im, mit strengem Badeverbot gekennzeichneten See schwimmen zu gehen, ziehen wir unsere bunten Badehosen an und stechen umgehend ins schlammgrüne Algenwasser. Herrlich ist es. Einzig Sibbis ständige und andauernde „Aaaah, mich hat was gebissen!“ oder „Iiiiiiiiiih, da war was an meinem Fuß!!“ - Rufe stören die Idylle ein wenig.
Zurück im Backstagebereich beginnen wir leider recht schnell uns zu langweilig, beratschlagen uns daraufhin kurz und finden -zugegebenermaßen relativ schnell- eine Lösung, welche golden gefärbt ist und eine kleine Mütze aus Schaum trägt.
Obwohl uns unsere Crew im Laufe des Tages mehrmals mitteilt, dass sie heute keinen Bock hat zu arbeiten, zwingen wir sie irgendwann den Bus auszuladen und die ganzen Kabel in die richtigen Öffnungen zu stecken. Pünktlich um 23.25 Uhr steht dann der ganze Krempel auf der Bühne und wir schweben im Applaus der Menge förmlich auf die Bühne. Es ist immer gut, wenn die Leute schon klatschen, bevor sie wissen was sie überhaupt erwartet. Wir sind eine Band, die mit ungerechtfertigten Vorschusslobeeren sehr gut umgehen kann.
Der Platz vor der Bühne ist wirklich gut gefüllt und für ein zweites Konzert in Luxemburg überhaupt, ist heute alles was passiert äußerst beachtlich. Ständig fliegen irgendwelche Hüte auf die Bühne und die Leute tanzen und schreien sich die Beine und Stimmbänder aus dem Leib. Großartig ist es! Als wir nach einer Stunde wildem Krakele unser Konzert beenden, fängt Petrus umgehend an hemmungslos zu weinen, was darin mündet, dass unzählige Tonnen dicker Regentropfen auf uns und unser Equipment einschlagen. Die H-Blockx feiern aus gegebenem Anlasss eine pitschnasse Regenparty mit einem tapferen Publikum und wir versuchen währendessen unsere Gitarren sicher zu verpacken und dabei trotzdem das Biertrinken nicht sonderlich zu vernachlässigen.
Als wir später am Hotel angkommen, erszählt uns der Portier innerhalb einer Minute fünf mal beiläufig, dass seine Hotelgäste ja sehr großen Wert auf Ruhe legen und dies ja ein sehr ruhiges Hotel ist, in dem Erholung und RUHE schon ziemlich wichtig wären. Wir verstehen seine gut versteckte Botschaft und begeben uns schleichend auf die Zimmer. Dort angekommen entdecke ich eine ungefähr 8 Meter große Hornisse an der Zimmerdecke! Die war größer als ein philippinischer Flughund! Eifriges gutes Zureden bringt nichts ein - die Hornisse will unbedingt im Zimmer bleiben. So ein Abfuck! Kein Mensch kann ruhig schlafen, wenn er weiß, dass einem jede Sekunde eine Hornisse in den Hals laufen könnte. 15 Minuten später transportiere ich die Flughundhornisse endlich mit Hilfe eines Zahnpaste-Glases aus dem Zimmer und falle umgehend in einen seichten Schlaf, der von vielseitigen süssen Träumen gesäumt ist.
Photos: Yannick Schmidt
Quelle: Itchy (Poopzkid) Konzertbericht - Vielen Dank an Sibbi, Panzer und Max für die Nutzungsrechte!